2014 machten die Deutschen ganz eigene Erfahrungen mit dem Briten Bernie Ecclestone, der qua Amt Chef der Formel 1 ist, was gleich bedeutend mit einer Rolle als oberster Geschäftsführer und erster Promoter der Königsklasse ist. Ecclestone war wegen Bestechung angeklagt, seine Verwicklungen reichten noch weiter. Dem Briten drohte eine Gefängnisstrafe, doch er einigte sich mit den deutschen Staatsanwälten, zahlte 100 Millionen US-Dollar Strafe und ging als freier Mann nach Hause. So ist Ecclestone und so führt er die Formel 1: Wenn es ein scheinbar ausgeweglose Situation gibt, findet der Brite immer noch Mittel und Wege. Dies ist moralisch angreifbar, aber fraglos sehr erfolgreich. Grund genug, einen genaueren Blick auf diesen Mann zu werfen.
Die Biographie: Wer ist Bernie Ecclestone?
Ecclestone wurde am 28. Oktober 1930 in der englischen Stadt Ipswich geboren.Er stammt aus einfachen Verhältnissen: Seine Eltern waren Arbeiter und lebten in finanziell bescheidenden Verhältnissen. Ecclestone selbst verließ mit 16 Jahren die Schule, um für die hiesigen Stadtwerke zu arbeiten. Diese Erfahrungen der Armut und des wenigen Geldes prägten ihn: Er wollte mehr aus sich machen, den sozialen Aufstieg schaffen und nie wieder an der Armutsgrenze leben. In dieser Zeit dürfte auch seine Philosophie entstanden sein, dass einem das Leben nicht gibt, was man haben möchte. Man muss es sich schon nehmen.
Parallel dazu entdeckte der Brite seine Leidenschaft für den Rennsport. In den unteren Rennklassen war Ecclestone nicht schlecht, doch sein Talent reichte nicht für mehr. 1958 war er erstmals für zwei Rennen in der Formel 1 gemeldet, konnte sie beide jedoch nicht fahren, weil er es sportlich verpasste, sich zu qualifizieren. Ecclestones Berufung war nicht hinter dem Steuer, sondern hinter dem Zaun am Kommandostand. Er diente sich einigen Teams und Fahrern als Manager an, was anfangs jedoch nicht funktionierte und ihn dazu zwang, als Gebrauchtwagen-Händler zu arbeiten. Hier lernte der heute 84-Jährige das Verkaufen.
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Schließlich schaffte er doch noch, in der Formel 1 Fuß zu fassen. Als Verantwortlicher des Brabham-Teams und als Manager von Jochen Rindt zeigte Ecclestone, dass er sich auf die Rolle als Manager mehr als gut verstand. Die Königsklasse war zu der Zeit allerdings noch eine Amateurveranstaltung, die auf keinem Gebiet professionellen Ansprüchen genügte. Ecclestone entwickelte eine Vision.
Der Brite und die Formel 1
In den 70er Jahren kehrte Ecclestone den Teams den Rücken und verschrieb sich voll der Aufgabe, der bestimmende Mann der Formel 1 zu werden, um diese Rennserie endlich zu professionalisieren. Sie sollte dem Namen „Königsklasse“ würdig werden. Aufgrund einiger dramatischer Ereignisse in den 70er Jahren (z.B. Tod von Rindt und Crash von Niki Lauda) gab es eigentlich niemanden, der sich wirklich für die Formel 1 in verantwortlicher Position engagieren wollte – bis auf den Briten. Ecclestone bewies schon damals ein perfektes Timing.
Schnell wurde er zum Geschäftsführer der Formel 1 Group – eine Rolle, die er bis heute innehat. Zudem ist er auch Chef der Formel 1 Holding-Gesellschaft SLEC und in zahlreiche Unternehmen rund um die Königsklasse eingebunden. Durch die lange Zeit, die Ecclestone schon diese Ämter innehat – und das sehr erfolgreiche Bestreben des Briten, mögliche Konkurrenten bereits frühzeitig aus dem Weg zu räumen – hat er seit Jahren den Spitznamen „Diktator der Formel 1“.
Wenn über die Tätigkeit Ecclestones in der Formel 1 berichtet wird, so sind die Darstellungen häufig verkürzt. So heißt es beispielsweise, dass er in den 70er Jahren sich voll und ganz der Vermarktung verschrieben habe, um immer neue Einnahmequellen für die Formel 1 und sich selbst zu erschließen. Dies ist war richtig, allerdings engagierte sich Ecclestone von Beginn auch dafür, die Königsklasse sicherer zu machen. Zudem war er in der Nachwuchsförderung sehr engagiert und half klammen Rennstrecken immer wieder mit Krediten oder direkten Geldgeschenken aus der Klemme, damit auf diesen gefahren werden konnte.
Der moderne Ecclestone: Kann es einen Nachfolger geben?
Heute ist Ecclestone mehr als umstritten. Dies liegt daran, dass bei dem Briten in den letzten Jahren mehr als deutlich wurde, dass er die Formel 1 nicht (nur) als Sport begreift, sondern vor allem als Show – die um jeden Preis weitergehen und gut sein muss. Ecclestone wollte zudem seine Profite durch eine Globalisierung der Formel 1 maximieren, was bestenfalls mehr schlecht als recht funktionierte. Beispielsweise floppte der Grand Prix in Korea komplett. Die großen logistischen Kosten, welche die weltumspannende Formel 1 nach sich zog, trieb mehr als die Hälfte der Teams nahe an die Pleite. Ecclestone wird eine direkte Mitschuld an der Krise der Königsklasse gegeben – wohl nicht zu Unrecht.
Ein letzter Kritikpunkt dreht sich um die Rolle als eines möglichen Nachfolgers: Die Stimmen mehren sich, die fordern, dass der Brite sich langsam auf den Tag vorbereiten soll, an dem er seine Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann, immerhin ist er 84. Nach außen gibt Ecclestone sich in solchen Momenten einsichtig, nach innen aber keineswegs. Die Leute und Unternehmen, die mit der Formel 1 geschäftlich zu tun haben, sagen, dass er nach wie vor entscheidend in alle Business-Entscheidungen eingebunden ist und gar nicht daran denkt, einen potenziellen Nachfolger entsprechend einzuarbeiten. Ecclestone teilt auch sein überlegenes Wissen nicht mit Vertrauten. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem er seinen Job nicht mehr machen kann – und dies könnte für die Königsklasse weit mehr Probleme bedeutet, als man jetzt denkt.