Früher einmal gab es eine beliebte TV-Show, die den sinnigen Titel „Pleiten, Pech und Pannen“ trug. Immer wieder wird dieser Name als Metapher im Sport herangezogen, wenn es einmal nicht so läuft. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Sportler oder eine Mannschaft von der Unglücksserie betroffen ist, die eigentlich als stark favorisiert galt. In der Formel 1 darf sich derzeit das Red Bull-Team, das immerhin die letzten vier Titel in Reihe gewonnen hat, mit dieser wenig schmeichelhaften Beschreibung herumärgern. Die Testfahrten verliefen katastrophal: Sebastian Vettel hatte mit einem geplatzten Motor, schmelzenden Batterien und explodierenden Bremsscheiben zu kämpfen. In acht Testtagen konnte das Team von Sebastian Vettel nur einmal eine Renndistanz am Stück absolvieren. Diese Nachrichten schrecken auf. Der turmhohe Favorit droht abzuschmieren.
Renndirektor Helmut Marko schlägt Alarm
Ganz so weit möchte Vettels Vorgesetzter Helmut Marko allerdings noch nicht gehen. Trotzdem schlägt der Österreicher Alarm. Man sei noch nicht dort, „wo wir sein sollen und wollen“, so der 70-Jährige. Der wahrhaft dramatische Satz schließt sich an: Der Saisonauftakt, der am 16. März in Australien gefahren wird, komme für Red Bull „mindestens zwei Monate zu früh“, schildert der 70-Jährige. Den Rückstand auf Ferrari und Mercedes, die beide offenbar im Winter sehr gut gearbeitet haben, wieder aufzuholen, werde „eine ganz, ganz schwere Sache“. Momentan wisse man nicht, in welchem Zeitraum dies überhaupt möglich sei, berichtet Marko. Man sei noch nicht einmal sicher, „ob wir das überhaupt schaffen können“, fügt der geknickte Österreicher an.
Das Problem heißt Renault
Doppelt bitter für Red Bull: Das Chassis an sich präsentierte sich zwar beim Testen auch nicht unbedingt als die personifizierte Zuverlässigkeit, arbeitete jedoch aber deutlich seriöser als der Motor. Der neue Turbo von Renault bereitete die größten Probleme. Marko geht sogar so weit zu sagen, dass man wisse, „dass wir ein richtig gutes Auto haben“. Bei der andere Sache hinke man allerdings hinterher. Das Vertrauen, dass Renault diese Schwierigkeiten selbst lösen kann, ist ganz offenbar nicht gegeben. Red Bull hat deshalb seine eigenen Elektroniker zu den Franzosen entsandt, die dabei helfen sollen, aus dem Turbo doch noch einen funktionierenden Formel 1 Motor zu machen. Bilder, wie während der Testfahrten, als der Motor sogar zu brennen anfing, sollen so künftig nicht mehr zu sehen sein.
Gut möglich, dass Red Bull bald auch noch einige IT-Spezialisten schicken muss. Denn es war längst nicht nur die Hardware des Motors, die verrückt spielte. Auch die Software, die für die Motorensteuerung zuständig ist, funktionierte nur nach Lust und Laune. Red Bull hat wegen dieses Problems sogar eine eigene „Task Force“ eingesetzt. Die nicht ganz einfache Aufgabe: Die komplette Motorensoftware soll noch einmal neu geschrieben werden. So langsam versteht man die Zweifel von Marko daran, weshalb Red Bull noch sehr viel mehr Zeit bräuchte.
Bild: Wikimedia, Gil Abrantes (CC BY 2.0)