Die größte Aufmerksamkeit bei den jüngsten Testfahrten in Silverstone erhielt nicht etwa Red Bull, das verzweifelt nach Anschluss an Mercedes gilt. Auch die Silberpfeile oder Ferrari wurden nicht am schärfsten beobachtet. Im Mittelpunkt stand das Lotus-Team: Dieses durfte die neuen 18-Zoll-Reifen von Pirelli testen, die ab 2016 eingeführt werden können. Zum einen ist der Gedanke, so Geld zu sparen, da die Reifen günstiger zu fertigen sind. Zum anderen wäre so eine engere Verzahnung mit den normalen Straßenautos möglich: Die 13-Zoll-Reifen, welche die Formel 1 im Moment fährt, sind im Straßenverkehr nur bei sehr günstigen Fahrzeugen einsetzbar. Die interessantesten Käuferschichten für Pirelli scheiden aus.
Hier hast du eine ausführliche Beschreibung der Reifen, die derzeit in der F1 verwendet werden!
18-Zoll-Reifen wurden lange verboten
Größere Reifen als heutzutage gab es früher schon einmal, weil die Teams diese als Möglichkeit nutzten, um größere Bremsschreiben zu verbauen. Die Formel 1 verbot deshalb jeden Reifen, der größer als 13 Zoll ist. Inzwischen hat die Königsklasse allerdings eine Standardgröße für die Bremsscheiben vorgeschrieben, folglich kann man auch mit größeren Reifen arbeiten. Das Verbot wurde gekippt. Pirelli hat einen Reifen gebacken, der zwar einen Durchmesser von 18 Zoll hat, dessen Gesamtgröße gegenüber den aktuellen Modellen unverändert ist. Die Seitenwände sind also sehr viel schmaler. Dies soll allerdings erst der Anfangs ein: Am liebsten würde der Reifenhersteller auch Reifen fertigen dürfen, die noch schmaler sind, dafür aber eine Größe von 19 bis 20 Zoll haben, um damit noch näher an den Straßenverkehr heranzurücken und auch Luxusfahrzeuge werbewirksam mit „Formel 1 Reifen“ versorgen zu können. Dies lehnen die Teams allerdings bisher ab, mit Hinweis „auf die Integrität der Fahrzeuge“. Im Klartext heißt dies: Die Kräfte, die ein Fahrzeug in der Königsklasse aufwenden muss, werden über die Seitenwände der Reifen abgegeben. Werden diese zu schmal, platzen die Reifen schneller, weil die Kräfte in der Formel 1 um ein Vielfaches höher als auf der Straße sind.
Reifen viel langsamer
Aber zurück zu den Testfahrten: Mit den 18-Zoll-Reifen trat ein Effekt ein, den die Teams so auch erwartet hatten: Die Autos wurden wesentlich langsamer. Gegenüber den Spitzenfahrzeugen, die mit den alten Reifen unterwegs waren, verlor Lotus durchschnittlich zehn Sekunden pro Runde. Rechnet man die bis zu zwei Sekunden heraus, welche die Fahrzeuge im Moment ohnehin langsamer sind als die Mercedes, so verliert ein Renner der Königsklasse durch die größeren Reifen etwa acht bis neun Sekunden. Pirelli sieht dies gelassen und betrachtet den ersten Test mit den großen Gummis als gelungen: Die 18-Zoll-Reifen seien „umwerfend“.